Gezielte körperliche Aktivität hat einen großen positiven Einfluss auf den Therapieverlauf bei Krebspatienten. Doch oft fehlen spezielle Sport- und Bewegungstherapieangebote. Mit zwei Modellprojekten zur Implementierung von Strukturen für Sport- und Bewegungstherapie bei Krebspatienten gibt die Deutsche Krebshilfe jetzt den Anstoß, diese eklatante Versorgungslücke zu schließen. Sie fördert zwei Projekte mit insgesamt 5,5 Millionen Euro. Ziel der Projekte ist es, Sport- und Bewegungstherapieangebote in die Regelversorgung des Gesundheitssystems aufzunehmen.
Im Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) an der Uniklinik Köln startet das Projekt „IMPLEMENT“. Unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Freerk Baumann, Leiter der Arbeitsgruppe Onkologische Bewegungsmedizin, haben sich bundesweit mehrere Kliniken sowie wissenschaftliche Einrichtungen in Bremen, Essen, Halle (Saale), Hamburg, Kiel, München und Regensburg zusammengeschlossen. Ziel von IMPLEMENT es, möglichst vielen Krebspatienten im Einzugsbereich der beteiligten Standorte die Teilnahme an einer qualitätsgesicherten Bewegungstherapie zu ermöglichen. Dazu analysieren die Wissenschaftler zunächst die vorhandenen Angebotsstrukturen, um dann konkrete Maßnahmen zur Verbesserung zu entwickeln. „Wir wollen Fragen beantworten wie: Welche Faktoren stehen dem Ausbau von Bewegungstherapieangeboten im Weg? Wie lassen sich diese überwinden? Welche Faktoren fördern den Ausbau von Bewegungstherapieangeboten?“, so Prof. Baumann. „Unser Augenmerk liegt darauf, die Zugänge zur onkologischen Bewegungstherapie an unterschiedliche Zielgruppen anzupassen. Kinder und Jugendliche beispielsweise benötigen andere Angebote als Erwachsene. Auch besteht im ländlichen Raum ein anderer Zugang als etwa im Umfeld von Großstädten.“
Das zweite Großprojekt „MOVE-ONKO“ wird von Prof. Dr. Joachim Wiskemann geleitet. Er ist Leiter der Arbeitsgruppe Onkologische Sport- und Bewegungstherapie der Abteilung Medizinische Onkologie am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg. Im Rahmen von MOVE-ONKO soll ein nutzerfreundliches, evidenzbasiertes Informationsportal mit qualitätsgesicherten und unabhängigen bewegungsbezogenen Gesundheitsinformationen für Fachkräfte und Patienten aufgebaut werden. Parallel wird für die Behandelnden eine Telemedizin-Plattform als zentrales Element zur Beratungs-, Kommunikations- und Vermittlungsunterstützung entwickelt. Die neue Versorgungsstruktur wird zunächst in den Modellregionen Berlin-Dresden, Schwarzwald (Tübingen - Freiburg) und Rhein-Main-Neckar (Frankfurt - Mainz - Heidelberg) aufgebaut und daraufhin entsprechend angepasst in Organkrebszentren und bei niedergelassenen onkologischen Versorgern umgesetzt.
Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe, betont den Modellcharakter der beiden Projekte: „Unser Ziel ist es, dass Sport- und Bewegungstherapieangebote für Krebspatienten flächendeckend vorgehalten werden, so dass jeder Betroffene in Deutschland die Möglichkeit hat, an einem therapeutischen Training teilzunehmen. Die von uns initiierten Projekte sollen das Fundament dafür schaffen, solche Angebote in die Regelversorgung des Gesundheitssystems aufzunehmen.“